Das Deckungskapital entspricht dem rechnerischen Stand des Vermögens zum Stichtag. Dabei werden die erbrachten bzw. zu erbringenden Leistungen und die Prämien berücksichtigt. Im Falle der projected unit credit method entsprechen die Prämien den current service cost, also dem Wert der im Geschäftsjahr erdienten Leistungen.
Beim retrospektiven Deckungskapital wird die Entwicklung der Vergangenheit betrachtet. Die Prämien haben das Deckungskapital erhöht, die erbrachten Leistungen haben es verringert. Hinzu kommen die Erträge des Deckungskapitals. Das Ergebnis ist das tatsächliche Vermögen.
Das retrospektive Deckungskapital kann auch auf Basis eines rein rechnungsmäßigen Verlaufs ermittelt werden. Dann gilt:
Retrospektives Deckungskapital =
Summe der auf den Stichtag aufgezinsten rechnungsmäßigen Prämien
abzüglich der
Summe der auf den Stichtag aufgezinsten rechnungsmäßigen Leistungen
Im Falle von einjährigen Risikoversicherungen ergäbe sich zum Ende eines jeden Jahres ein Deckungskapital von null, weil sich Leistungen und Prämien rechnerisch ausgleichen.
In anderen Fällen lässt sich die Prämie gedanklich aufteilen in eine Risikoprämie und eine Sparprämie. Die Risikoprämie wird rechnerisch in der Höhe angesetzt, dass sie genau der Finanzierung der Risikoleistungen des jeweiligen Jahres entspricht. Risikoprämien und Risikoleistungen zusammen führen somit nicht zu einer Veränderung des Deckungskapitals. Die Sparprämie dagegen führt zu einer Erhöhung des Deckungskapitals und steht für zukünftige Versorgungsfällen zur Verfügung. Das retrospektive Deckungskapital ergibt sich somit wie folgt:
Retrospektives Deckungskapital = Summe der auf den Stichtag aufgezinsten Sparprämien
Beim prospektiven Deckungskapital wird dagegen die Entwicklung der Zukunft betrachtet. An die Stelle des tatsächlichen Vermögens tritt das notwendige Vermögen.
Würden keine weiteren Prämien fällig, so müsste der Barwert der zukünftigen Leistungen zur Verfügung stehen, um alle Leistungen erfüllen zu können. Zukünftige Prämien mindern aber das notwendige Vermögen und können daher mit ihrem Barwert abgezogen werden. Somit ergibt sich:
Prospektives Deckungskapital =
Summe der auf den Stichtag abgezinsten rechnungsmäßigen Leistungen
abzüglich der
Summe der auf den Stichtag abgezinsten rechnungsmäßigen Prämien
Wegen des versicherungsmathematischen Äquivalenzprinzips stimmen der Barwert der zukünftigen Leistungen und der Barwert der zukünftigen Prämien zum Versicherungsbeginn überein. Sowohl prospektives als auch retrospektives Deckungskapital sind null. Das hat zur Folge, dass auch an allen Folgestichtagen gilt:
Das (rechnerische) retrospektive und das prospektive Deckungskapital stimmen an allen Stichtagen überein.
Da beide Berechnungsweisen zum selben Ergebnis führen, wird bei der Bewertung für Zwecke der Rechnungslegung wegen der leichteren Anwendung üblicherweise das prospektive Deckungskapital berechnet. Das steuerliche Teilwertverfahren ist explizit als Barwert der zukünftigen Leistungen abzüglich des Barwertes der zukünftigen Prämien definiert. Bei der PUC-Methode wird das prospektive Deckungskapital mit der Besonderheit berechnet, dass nur die bis zum Stichtag erdienten Leistungen berücksichtigt und hierfür keine zukünftigen Prämien mehr angesetzt werden. Das prospektive Deckungskapital ist hier also der Barwert der erdienten zukünftigen Leistungen.