Eine Zinsstrukturkurve ist die graphische Darstellung aktueller effektiver Zinssätze für kurz-, mittel- und langfristige festverzinsliche Wertpapiere in Abhängigkeit ihrer Laufzeit. Zu diesen Wertpapieren zählen neben Unternehmensanleihen, Pfandbriefen und Rentenpapieren auch Staatsanleihen.
Bei Anleihen ist es wichtig zwischen nominalem und effektivem Zinssatz zu unterscheiden. In Abgrenzung zum nominale Zinssatz gibt der effektive Zinssatz die tatsächlichen Finanzierungskosten eines Kredits in Bezug auf dessen nominale Höhe an. Er bezieht auch weitere preisbestimmende Faktoren aus dem regelmäßigen Kreditverlauf ein. Neben dem Nominalzinssatz sind das Bearbeitungsgebühren, Auszahlungskurs, Tilgungssatz, -beginn und -höhe, Zins- und Tilgungsverrechnungstermine.
Festverzinsliche Wertpapiere zeichnen sich durch ihre gleichbleibende feste Verzinsung über die gesamte Laufzeit hinweg aus. Sie werden von Unternehmen oder Staaten herausgegeben, um sich Geld an den Kapitalmärkte zu besorgen. Der Zins wird gewöhnlich jährlich nachschüssig (in Deutschland) oder halbjährlich nachschüssig (in den USA und weiteren Ländern) gezahlt.
Wir unterscheiden drei Arten von Zinsstrukturkurven: die normale, die flache und die fallende/inverse Kurve.
Zinsstrukturkurven gibt es für alle Länder mit Anleihenmarkt. Die bedeutenste ist jene für die US-Staatsanleihen. Als weltweit größter Anleihemarkt geben die USA häufig die Richtung vor, in die sich andere Volkswirtschaften entwickeln. In der Vergangenheit folgte in neun von elf Fällen einer fallenden Zinsstrukturkurve für US-Staatsanleihen innerhalb von 12 bis 24 Monaten eine Rezession in der US-Wirtschaft. Einfluss auf die Entwicklung von Zinsstrukturkurven haben insbesondere die Notenbanken, die die Leitzinsen festlegen, also die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Zentralbank Federal Reserve. Werden Kredite durch steigenden Leitzins teurer, steigen ebenfalls die Zinsen für Unternehmens- und Staatsanleihen. Zweiter wichtigster Einflussfaktor ist die Nachfrage der Anleger am freien Markt, wo die Anleihen gehandelt werden.
Mit Hilfe einer Zinsstrukturkuve und der Duration der Verpflichtungen wird inbesondere der Rechnungszinses nach IAS 19 zu jedem Stichtag ermittelt. Zur Auswahl der Anleihen und dem Vorgehen gibt IAS 19.83 ff. (EU-Übersetzung) den Rahmen vor.
Neben den Vorgaben des IAS 19 gibt auch die DAV-Richtlinie Anwendung von IAS 19 Employee Benefits auf die betriebliche Altersversorgung in Deutschland eine Hilfestellung bei der Ermittlung der Zinsstrukturkurve für den Rechnungszins nach IAS 19. So sind zunächst Datenanbieter und Ratingagentur auszuwählen. Mehrere Gesellschaften bieten die benötigten Daten an, darunter Barclays, Bloomberg und Markit. Große Ratingagenturen sind beispielsweise Standard & Poor’s, Moody’s, Fitch.
Am 25.07.2013 hatte das IFRS Interpretations Committee (IFRS IC) eine Stellungnahme zur Auslegung des Begriffs "high quality corporate bonds" veröffentlicht, dass der IAS 19 nicht festlege, welches Rating konkret als "hochwertig" im Sinne der Zinsfindung anzusehen sei. Werden im Allgemeinen zwar Anleihen mit AA-Rating als hochwertig angesehen, lässt diese Stellungnahme aber auch Spielraum. Sollen ausschließlich AA-Anleihen herangezogen werden oder sollten auch ausgewählte AAA und A-Anleihen berücksichtigt werden? Desweiteren kann ebenso in Erwägung gezogen werden Anleihen aus dem Zinsmodell auszuschließen oder Daten zu gruppieren. Es könnten beispielsweise Anleihen augeschlossen werden, die ein bestimmtes Emissionsvolumen unterschreiten oder ein vorgegebenes Durchschnittsrating nicht erfüllen.
Sind die Anleihen ausgewählt werden sie je nach Zinsmodell nach ihrer Restlaufzeit gruppiert. Für jede dieser Gruppen wird die durchschnittliche Restlaufzeit sowie die Umlaufrendite bestimmt. Mittels eines Approximationsverfahrens wird dann eine Renditekurve (yield curve) durch diese Datenpunkte gelegt. Hierfür fällt die Wahl häufig auf das Cubic-Spine-Verfahren. Mittels Bootstrapping-Verfahrung wird hieraus die Zinsstrukturkurve ermittelt.
Da es sich bei Versorgungsverpflichtungen um sehr langfristige Verbindlichkeiten handelt und AA-Anleihen mit solch langen Laufzeiten am Markt kaum bis gar nicht erhältlich sind, ist man auf Extrapolation der Zinsstrukturkurve angewiesen. Zu einem geeigneten Verfahren macht der IAS 19 keinerlei Vorgaben. Ab einer Laufzeit von 30 Jahren wird eine ermittelte Zinsstrukturkurve in der Regel konstant gehalten.[1]
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